Cydonia-Die geheimnisvolle Marslandschaft (47937 Byte)

Cydonia - Hat diese geheimnisvolle Marslandschaft ihr Gesicht verloren?

Ein Bericht von Andreas v. Rétyi

TEIL II

Sb10-1.gif (1434 Byte)

Eine verblüffende Symmetrie

Und dieser Saum für sich genommen ist schon Grund genug, dem Marsgesicht ernstlich weiterhin Interesse zu zollen. Denn wie auch immer man die Sache sieht - und jedem sei seine persönliche Haltung doch völlig unbenommen! auch das neue Foto zeigt eine interessante Symmetrie in der sockelartigen Umrandung des Gesichts, in jener Struktur, die auf den Viking-Bildern als »Pagenfrisur« gedeutet wurde.

Allerdings bedeuten solche Symmetrien nicht zwangsläufig, dass eine Struktur künstlich entstanden sein muss - ganz und gar nicht! Nach allem, was derzeit über das Mars-Gesicht bekannt ist, sollten wir von einem natürlichen Ursprung ausgehen.

Dennoch scheint das Steingesicht »sehenswert« zu sein, und es werden sich wohl einige Experten damit befassen müssen, bis sie alles erklären können. Und gerade in diesem Zusammenhang wollen wir an die Bedenken des russischen Forschers Dr. Vladimir Rubtsov denken, der meint, der Denkfehler in jenem Konzept, erst einmal nach allen vorstellbaren natürlichen Erklärungen zu suchen, bevor man schließlich die künstliche akzeptiert, ist schlicht und ergreifend, dass man nicht aufhören wird, an einer »natürlichen« Theorie herumzubasteln, bis man endlich eine passende Lösung gefunden hat. So wird man nie den Schritt zur »künstlichen« Theorie wagen, auch wenn der Punkt längst überschritten ist, ab dem der natürliche Ursprung überhaupt noch als wahrscheinlich betrachtet werden kann.

Einem wirklich neutralen und nüchtern denkenden Wissenschaftler sollte jedenfalls recht egal sein, ob nun zum Beispiel das Marsgesicht natürlichen oder vielleicht doch künstlichen Ursprungs ist, er sollte sich einfach an die Untersuchung solcher in jedem Falle interessanter Struktur machen!

Die zwei Gesichter eines Phänomens

Wichtig wird auch sein herauszufinden, ob der unterschiedliche Beleuchtungswinkel zwischen den Viking- und den MGS-Aufnahmen wirklich allein dafür verantwortlich sein kann, dass die beiden Bilder so verschiedene Eindrücke ein und derselben Formation liefern. Genauer gesagt, der Effekt müsste von zwei Faktoren gesteuert werden: zum einen von dem eben erwähnten Beleuchtungswinkel, zum anderen von der Auflösung der Kamera.

Eine schlechtere Auflösung glättet nämlich tatsächlich das Gesicht und lässt es der alten Aufnahme ähnlicher werden. Je unschärfer man das MGS-Bild werden lässt, desto ähnlicher wird es dem Viking-Bild. Das Experiment kann jeder machen, wenn er eine der neuen Aufnahmen einmal aus einigen Metern Entfernung durch einen kleinen Feldstecher betrachtet und defokussiert, also unscharf einstellt.

Natürlich muss man noch den abweichenden Blickwinkel und den nahezu umgekehrten Lichteinfall berücksichtigen. Laut Angaben der MSSS herrschte während der Aufnahmezeit kein optimales Wetter über Cydonia. Zwar war die Region im Bereich des Gesichts annähernd wolkenfrei, doch führten Dunstschleierschichten zu Trübungen und Kontrastverschlechterungen.

Übrigens ist mit Blick auf die Auflösung des MGS-Bildes noch interessant, dass sie zum Zeitpunkt der Aufnahme rund zehnmal so groß war wie bei Viking. Eigentlich war damit noch gar nicht die maximale Leistungsfähigkeit ausgelastet, und so stellt sich die Frage, warum die NASA offenbar nicht versucht hat, das Beste aus der MGS-Technik herauszuholen. Könnte hier ein Anhaltspunkt für eine bewusste Zurückhaltung von Informationen liegen? Der Bildwinkel der MOC-Kamera liegt bei 0,44 Grad. Aus der Aufnahmedistanz zum Marsgesicht entspricht das einer absoluten Ausdehnung von 3,1 Kilometern am Marsboden bei direkt senkrechtem Stand über dem Aufnahmeziel. Da MGS allerdings vielmehr in einem 45-Grad-Winkel auf die Oberfläche und das Gesicht »herabblickte«, begrenzen die Randstrahlen im Strahlengang der MGS-Optik einen größeren Bereich von etwa 4,4 Kilometern - der gleiche Effekt, wie bei einem Scheinwerfer, der in flachem Winkel über den Boden strahlt und eine größere Fläche anstrahlt, während er bei senkrechter Ausrichtung nur den Punkt direkt unter sich beleuchtet.

Da nun der Detektor eine Breite von 2048 Bildelementen (Pixeln) besitzt, entspricht ein einziges Pixel einer Strecke von rund 2,1 Metern. Das ist die eigentliche Bildauflösung. Nun ist die Datenmenge eines Bildes auf ein Maximum von 9,8 Megabyte begrenzt ( 1 Byte/ Pixel), ein Wert, der das Format auf 2048 mal 4800 Pixel festlegt.

Somit kann keinesfalls ein Streifen der Landschaft erfasst werden, der breiter als 4800 mal 2,1 Meter ist, also rund zehn Kilometer.

Infolge von Ungenauigkeiten in der Navigation, wie sie auch bei MGS unvermeidbar sind, betrachtete die NASA diese Streifenbreite als nicht ausreichend, um mit einiger Sicherheit tatsächlich Aufnahmen des Gesichtes zu erhalten.

Nun gab es zwei Möglichkeiten, den Streifen zu verbreitern: Entweder führte man die (auch bei MGS üblicherweise oft verwendete) »verlustfreie« Datenkompression durch, wobei allerdings doch zwischen sieben und fünfzehn Prozent der Bildinformation verloren gehen. So treten gelegentlich schwarze Streifen in den Übertragungen auf. Gerade im Fall des Gesichtes wollte die NASA laut ihrer eigenen Auskunft jedoch dieses Risiko nicht eingehen, denn hier könnte bereits eine Kleinigkeit einen deutlichen Hinweis auf die Natur und den Ursprung des Gebildes geben.

Also entschied man sich zur Herabsetzung der Auflösung. In der Praxis wandelte man die diskreten Bildinformationen von vier benachbarten Pixeln zum Durchschnittswert dieser vier Pixel und »blähte« damit gewissermaßen die flächenmäßige Abdeckung künstlich auf. Diese Maßnahme führt zu einer Änderung des Bildformats von 2048 mal 4800 Pixeln zu 1024 mal 9600 Pixeln, wobei nun die Auflösung pro Pixel auf 4,3 Meter abgesunken ist. Mit anderen Worten konnte auf diesem Wege nun eine maximale Breite von 4,3 mal 9600 Metern abgedeckt werden, also ein Streifen von über vierzig Kilometer Ausdehnung.

Damit wuchs auch die Chance, das Marsgesicht tatsächlich zu »treffen«. Natürlich könnte man nun einwenden, dass auch durch die Reduzierung der Auflösung wesentliche Bildinformationen verloren gehen dürften, die eventuell eine Aufklärung des Ursprungs des Cydonia-Gesichts ermöglicht hätten.

Doch trotz der Einschränkungen lag die Auflösung erheblich über Viking, so die NASA, und die komplette Abbildung des Gesichts habe Priorität gehabt. Offenbar hatte man sich wirklich und ohne Hintergedanken vorgenommen, das Mars-Gesicht so gut wie möglich abzubilden.

Und immerhin versucht auch die NASA weiterhin, eine neutrale Stellung einzunehmen. Man will sich dort offiziell schlichtweg nicht über die Natur oder Un-Natur des Gesichtes äußern. Einzelne NASA-Wissenschaftler allerdings glauben doch, dass die Frage hinreichend und erwartungsgemäß geklärt ist und dass sie guten Gewissens behaupten können, das Gebilde sei nichts als eine natürliche Felsformation. So meint der MGS-Chefwissenschaftler Arden L. Albee (CALTECH): »Jeder, der schon einmal in einem Flugzeug unterwegs war, wird feststellen, dass dieses Gesicht natürlichen Ursprungs ist.« Bewiesen ist zwar gar nichts, und darum ginge es letztlich, aber so, wie es gegenwärtig aussieht, haben diese Forscher recht. Ich für meinen Teil habe nie das eine oder andere behauptet, fand aber von Anfang an nötig, dass auf die Anomalie aufmerksam gemacht wird und dass sie sehr genau untersucht wird.

Ein Anfang ist nun gemacht, doch sehr viele Fragen bleiben offen, denn Cydonia, das ist bekanntlich nicht nur das Mars-Gesicht. Und auch dieses Gesicht muss weiter analysiert werden, egal, was dabei herauskommt. Bald nach dem ersten Cydoniaüberflug boten sich weitere Chancen zu Aufnahmen, die auch genutzt wurden, in der Zeit zwischen dem 21. und 23. April. Einige der neuesten Aufnahmen des MGS finden sich in diesem Beitrag. Dabei werden Sie sicherlich selbst feststellen, dass wohl doch noch einige Unsicherheiten bestehen, wenn es um die lange ersehnte endgültige Klärung der Cydonia-Problematik geht.

Einige glauben, dass nunmehr, auf den neuen Aufnahmen, erst der Grad der Verwitterung dieser gewiss sehr alten Formation des »Marsface« deutlich wird. Tatsächlich befinden sich auch irdische Kulturrelikte nach einigen Jahrtausenden nicht mehr im besten Zustand, und das Marsgesicht hat wahrscheinlich weit mehr Jahre auf dem Buckel nicht zu vergessen, dass Staubstürme auf dem Mars manchmal wie Sandstrahlgebläse über die Landschaft hinwegfegen. Sicher sind das nicht die besten Voraussetzungen zum Erhalt alter Kulturgüter!

Bob Shell, bekannt durch seine Untersuchungen zum »Santilli-Außerirdischen« hat sich nun in recht massiver Weise zum Marsgesicht geäußert. Als Chef des »Nearsight-Institutes« hat er am 8. April 1998 eine offizielle Pressemeldung verbreitet, in der er feststellt: »Es gibt deutliche Belege, dass die Marsgesicht-Anomalie zerstört worden ist, am wahrscheinlichsten durch nukleare Explosionen. Die Analyse von Sand- und Windmustern, Erosion und speziellem Non-Remote-Viewing führt uns zu der kategorischen Feststellung, dass dies sich am 14. August 1997 ereignete«. Nun ja ...

Der Astronom Tom van Flandern lässt auch keinen Zweifel: Seiner Ansicht nach ist das Gesicht eindeutig künstlichen Ursprungs: "Die humanoiden Gesichtszüge, die zu allererst die Aufmerksamkeit auf diese Region gelenkt haben, werden trotz der ungünstigen Beleuchtung und des nachteiligen Blickwinkels durch dieses [MGS-] Foto bestätigt."

Auch er weist auf die wirklich auffallenden Symmetrien und rechten Winkel hin, welche die "Einfassung" des Gesichts kennzeichnen. Es gibt laut Flandern keine einzige andere Struktur im ganzen Sonnensystem, weder auf dem Mond noch auf einem der anderen Himmelskörper, die in einem vergleichbaren Maße eine künstliche Herkunft nahe legen würde.

Erosion1.JPG (43235 Byte)Auch diese Aufnahme zeigt eine Mars-Landschaft, in der einst große Mengen Wasser in Flusssystemen transportiert wurden. Im Gegensatz zum vorigen Bild aber strömte es relativ langsam dahin und das über sehr lange Zeiträume.

 

Erosion2.JPG (37411 Byte)Deutliche Anzeichen von fließendem Wasser sind auch auf dieser Aufnahme zu erkennen. Hier müssen sehr kräftige Ströme um früher entstandene Krater herumgeflossen sein und dabei die dynamischen Erosionsmuster geschaffen haben. Die Oberfläche des Mars war vor langer Zeit teilweise von Wasser überflutet.

 

Was uns nun zu tun bleibt, ist »nichts weiter«, um Licht in die Schatten des Mars zu bringen.


Siehe auch:

Mars Global Surveyor - doch künstliche Oberflächenstrukturen!


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