Die Entführungen der Leah Haley

Außerirdische Wesen, mysteriöse Lichter in der Nacht, Erinnerungen an ungewöhnliche Vorfälle, bedrohliche Begegnungen mit Militärpersonal, geheime Militäreinrichtungen, dubiose Hintermänner und dunkle, unmarkierte Helikopter - all diese geheimnisvollen wie unheimlichen Teile kennzeichnen das Puzzle, aus dem sich die Geschichte der UFO-Entführten Leah Haley zusammensetzt. Ihre Schilderungen von Vorfällen, die wieder in ihr Bewusstsein getreten sind, legen ganz klar die Folgerung nahe, dass sie von fremden Wesen entführt wurde, aber auch von Menschen, von Angehörigen des Militärs. Sollte dies alles den Tatsachen entsprechen, und es hat den Anschein, so besitzt ihr Bericht neben anderen, die in eine ähnliche Richtung weisen, eine ganz besondere Bedeutung.

Leah Haley ist eine junge amerikanische Buchhaltungslehrerin. Eine normale Frau, die offenbar eine ganz normale Kindheit durchlebt, ihre Schule abgeschlossen und ihr Leben bisher selbst in die Hand genommen und gemeistert hat. Doch musste sie mit der Zeit - besonders zu Anfang ihres »Abenteuers« der Wiederentdeckung dessen, was schon vor langer Zeit mit ihr geschehen war - feststellen, dass sich um sie herum außergewöhnliche Dinge abspielten und dass sie in dieser Sache Hilfe benötigte.

Im UFO-KURIER war bereits gelegentlich die Rede von Leah Haley und ihren Erfahrungen. Nicht ohne Grund, denn sie hat wohl einige der unvorstellbarsten und bedrohlichsten Situationen hinter sich, die man sich vorstellen kann. Und sie wird sich zeit ihres Lebens vermutlich nie sicher sein können, ob nicht weitere böse Überraschungen auf sie warten.

Begonnen zu haben scheint alles damit, dass sie als Kind im Alter von etwa neun Jahren zusammen mit ihrem Bruder mehrere runde, »blaue und silberne Lichter« am Himmel sah, fremdartige Lichter. Eines von ihnen landete schließlich im Wald. Nach dieser intensiven Erfahrung begann Leah, merkwürdige »Träume« zu bekommen. Da war etwas wie ein runder Raum, in den sie gebracht worden sein muss, von wem und warum auch immer. Vieles deutete darauf hin, dass sich Leah Haley in einem Raumschiff befand.

Viele Jahre später erzählte sie ihrer Mutter und ihrem Bruder von den unheimlichen Dingen, die sie in zunehmenden Maße bedrückten. Sie zögerte lange, bis sie vorsichtig davon zu sprechen begann. Doch die Erinnerung lastete auf ihr, und die »Träume« waren allzu plastisch.

Da war eine flache Plattform, auf der sie lag »wie auf einem Untersuchungstisch in der Praxis eines Arztes«. Und dann erklärte Leah Haley: »Kleine Kreaturen machten etwas mit mir«. Manchmal scheint der Zufall eine Entwicklung zu begünstigen, sie manchmal so zu unterstützen, dass man fast gar nicht mehr an »Zufall« glauben möchte. Jedenfalls war es in gewisser Weise eine glückliche Fügung, dass Leahs Bruder kurze Zeit vor deren »Enthüllungen« ein Buch zum Thema UFO-Entführungen gelesen hatte und nunmehr feststellen musste, dass alles oft haargenau miteinander übereinstimmte. Leah, die sich nie zuvor mit dem Thema befasst hatte, sprach davon, als habe sie selbst vor, ein Buch darüber zu schreiben.

Ein Faktum nach dem anderen fand sich in ihrer »Traumschilderung« ebenso wie in jenem Buch, das ihr Bruder gelesen hatte. Natürlich nützte ihr diese Erkenntnis nur indirekt etwas, wenn überhaupt. Immerhin gab es andere, die wohl ähnlich »Unwirkliches« durchgemacht haben, ob nun lediglich auf der Bühne der Traumwelt oder aber einer doch realeren Ebene. Wo spukten sie herum, die kleinen grauen Wesen, die immer wieder vor ihrem geistigen Auge auftauchten?

Leah wollte wissen, was in ihr - oder vielleicht auch um sie herum - vorging. Auf diese Weise verbrachte sie viel Zeit bei Psychiatern und Psychologen, natürlich war auch die finanzielle Seite dieser Konsultationen alles andere als vernachlässigbar. Ihr wurde zum Schluss jedes Mal nur bestätigt, dass sie völlig gesund sei. Von einer geistigen Anomalie könne überhaupt nicht die Rede sein.
Letzten Endes versuchte Leah dann, Kontakt zu einem Hypnosefachmann aufzunehmen, der mit dem so speziellen Gebiet der UFO-Entführungen vertraut war und daher wohl der beste Ansprechpartner war, wenn es darum ging, ihr tatkräftig zu helfen. Die Hypnose rief zahlreiche neue Erinnerungen aus dem Unterbewusstsein hervor. Im Wachzustand dagegen war nichts davon übriggeblieben. Sie konnte sich vieles oft schlichtweg nicht merken, so sehr sie es sich auch für die »nächste Entführung« vornahm. Die andere Macht war stets stärker, sie schien unzweifelhaft mehr Einfluss auf Leahs Gehirn, auf ihr Denken, Erinnern und Vergessen zu haben als sie selbst.

Wir kennen diese Situation aus allen anderen der wesentlichen Entführungsberichte: Die Entführer, um sie einmal mit Vorsicht zu betiteln, nehmen intensiv Einfluss auf den Geist ihrer Opfer, mit Hilfe von »Screen Memories« (Deck-Erinnerungen) und einer »Ausgangsamnesie«, von der die Entführten nach Abschluss der Manipulationen heimgesucht werden; gelegentlich geht dieses erzwungene Abgleiten in die Schluchten des Unterbewussten so weit, dass alle Erinnerungen an den betreffenden Zeitraum, alle Erlebnisse des Opfers verloren gehen - zumindest an der geistigen Oberfläche. Nichts anderes ist der Effekt der »fehlenden Zeit« (der »missing time«). Die Entführten sehen später entsetzt auf die Uhr und müssen feststellen, dass ihr Zeitgefühl absolut versagt hat. Was ihnen wie wenige Minuten erschien, waren in Wirklichkeit Stunden.

Ein interessanter Aspekt ist allerdings, dass sich die Missing-Time-Opfer im Zusammenhang mit ihrem »Zeitausfall« zuweilen unangemessen müde fühlen, was ihnen freilich ebenso unerklärlich ist wie alles andere. An eine Entführung jedenfalls können sie sich nicht erinnern.

Merkwürdigerweise begann mit dem Tag, an dem Leah Haley ihre erste Hypnoserückführung erhielt, eine ganze Reihe weiterer sehr merkwürdiger Vorfälle, die ihr Angst machten. Abgesehen davon, dass sie wieder einmal starke Ohrenschmerzen hatte, die ganz offenbar von den Manipulationen während der Entführungen herrührten, abgesehen auch davon, dass sie eines Nachts mit einem blutenden Ohr aufwachte, traten einige unheimliche Personen in ihr Leben, die ein seltsames Interesse an ihr besaßen. Was anfangs wie Zufall wirkte, verdichtete sich zunehmend zu einem deutlichen Verdacht und schließlich zur Gewissheit …
An einem Tag im März gab Leah Haley vormittags Unterricht an der Universität von Craston. Danach ging sie zu ihrem Auto, um etwas zu holen und musste verwundert feststellen, dass ein Fremder um das unscheinbare Fahrzeug herumschlich. Er blickte aufmerksam durch das Seitenfenster, bis Leah näher kam und er sie bemerkte. Daraufhin drehte er sich weg. Nach einer Weile setzte er sich in einen Pickup und fuhr davon. Leah konnte sich die Nummer merken und fand auf diese Weise heraus, dass der Mann aus dem Hunderte Meilen entfernten New Orleans kam. Er besaß dort offensichtlich einen interessanten Job: Leah Haley behauptet zumindest, dass die ihr verdächtige Person bei Martin Marietta arbeitete, einem mächtigen NASA-Vertragspartner. Warum sollte so jemand sich ausgerechnet für Leahs Wagen interessieren, an dem wirklich nichts Besonderes war?

Nur wenige Tage später sagte Leahs Mann, er sei in der Arbeit angesprochen worden, dass das FBI gegen ihn ermittle und es daher eine Frage sei, ob er dort weiter beschäftigt werden könne.

Es kam noch merkwürdiger. Während eines Kurses, den Leah Haley nicht lange nach diesen ersten ungewöhnlichen Ereignissen auf einer Luftwaffenbasis hielt, kam nach einer Stunde eine Teilnehmerin auf sie zu und drückte ihr einen Gegenstand in die Hand. Ein Geschenk. Sie berief sich dabei kurioserweise auf ihren Mann, der eigentlich nichts mit dem Kurs zu tun hatte. Was das denn sei, wollte die überraschte Leah gerne wissen und erfuhr sogleich, dass sie ein Stück des Space Shuttle Endeavour »geerbt« hatte.

»Warum schickt mir Ihr Mann das?« fragte sie nun logischerweise, ohne allerdings eine befriedigende Antwort zu bekommen. Sie wollte es jedoch wissen und rief den Mann der Kursteilnehmerin an, einen Angehörigen der US-Luftwaffe. Antwort: Er habe einfach seine große Wertschätzung zum Ausdruck bringen wollen. Für Leah war diese Antwort absoluter »bullshit«, völliger Blödsinn. Dahinter schien etwas völlig anderes zu stecken, doch was konnte es sein?

Nicht genug mit dem Shuttle-Teil. Der Mann lud sie ein, eine einmalige Gelegenheit wahrzunehmen, das Shuttle zu besichtigen und zu fotografieren. Leah versuchte zwar, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen, doch der großzügige Unbekannte ließ nicht locker, bis er regelrecht aufdringlich wurde, in einer Weise, dass es einfach schon ungeschickt verdächtig war.

Warum legte er so großen Wert darauf? Warum betonte er wiederholt, Leah solle unbedingt eine Kamera mitnehmen? Angeblich könne sie alles ungehindert und ganz genau fotografieren. Nur sollte sie eben niemandem davon erzählen, denn daraus sollte keine große Sache gemacht werden. Man könne das ja schließlich nicht allen und jedem ermöglichen. Im Verlauf des Gesprächs machte der Mann noch einige seltsame Andeutungen in Richtung von Leahs Erfahrungen und ließ schließlich eine einigermaßen verblüffte, wenn nicht gar bereits verärgerte Leah Haley zurück.

Später erfuhr Leah, dass das Shuttle von Wachen umstellt und dass sogar »tödliche Gewalt« beim Eindringen Unbefugter angeordnet war. Wollte man ihr eine Falle stellen oder sie zumindest einschüchtern? Ging es darum, sie aus dem Weg zu räumen oder ihr in Form einer unkonventionellen Andeutung zu sagen, sie solle lieber nicht von dem berichten, was sie Ungewöhnliches erlebt hatte? Denn, ohne dass Leah Haley je zuvor davon gesprochen hatte, erwähnte der Fremde während der Unterredung, Leah wolle doch ein Buch über Himmelsphänomene schreiben, obwohl die Regierung damit nicht einverstanden sei. Regierung und Militär mussten also etwas über die Vorgänge um Leah Haley wissen, ja, wahrscheinlich wussten sie viel mehr als sie.

Es war gegen Ende Januar, vielleicht auch Anfang Februar 1991, als Leah Haley einen Traum hatte, der in einer späteren Hypnoseregression präzisiert wurde.

Sie träumte von einer Lichtung im Wald, auf der sie mitten in der Nacht steht:
Aus einem Hubschrauber steigen bewaffnete Personen in grünen Kampfanzügen. Sie zwingen sie mitzugehen. Leah muss sich auf den Metallboden des Hubschraubers knien und ihr wird angedroht, man werde sie schon zum Schweigen bringen. Auch während einer Befragung, die in einer Art Konferenzzimmer stattfindet, versuchen die Beteiligten ihr immer wieder einzureden, sie habe nichts erlebt und nichts gesehen. Diese Entführer sind allesamt normale Menschen, bestimmt keine Außerirdischen. Leah Haley wird immer wieder angeschrieen und schroff behandelt.

Ein Alptraum?

Doch was ist mit all den anderen Zwischenfällen, die zusammen ein offenbar schlüssiges Bild abgeben und nichts anderes als reale Erfahrungen wiederzuspiegeln scheinen? Seit Leah sich mit ihren UFO-Erfahrungen auseinandersetzt, hat sie, wie sie behauptet, häufig Begegnungen mit rätselhaften Personen, die allzu gut Bescheid wissen; in ihrem Haus hörte sie fremde Personen, an den Schlössern fanden sich Spuren von Manipulation, ihr Telefon wurde abgehört. Doch letzteres wieder sehr offensichtlich, so als ob man sie einschüchtern wolle.

Marc Davenport, ihr jetziger Ehemann, stellt ebenfalls fest, das ganze Klicken und Piepsen in der Leitung sei völlig unnötig, schließlich könne man Telefone absolut still und heimlich abhören, ohne jegliche Geräusche. Also sollte sie wohl feststellen, dass man sie mit scharfem Auge beobachtete, dass jeder Schritt und Tritt verfolgt werde.

Und immer wieder spielt das Militär bei ihren Entführungserlebnissen eine Rolle. Sie erinnert sich an ein Militärhospital, in das sie ihrer Aussage nach verbracht und einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Erinnerungen an einen Tunnel ähnlich einem Tomographen tauchen auf und Erinnerungen an elektrische Schocks. Bilder von Männern in beigefarbener Militärkleidung und weißen Laborkitteln prägen sich in ihr Gedächtnis ein. In einem runden Raum, dessen Decke auf- und abzuwandern schien, wurde ein extrem intensives Licht auf ihr Auge gerichtet. Immer wieder blitzte ein unbekanntes Symbol im Wechsel mit dem Licht auf. Leah Haley nimmt an, dass damit ihr Wille beeinflusst wurde.

Natürlich weiß selbst Leah auf die Frage, warum denn ausgerechnet sie all diese verrückten Dinge erlebte, keine befriedigende Antwort. Vielleicht, so mutmaßen sie und einige der Forscher, die ihren Fall eingehend untersucht haben, vielleicht geschah und geschieht dies alles deswegen, weil sie in ihrem Gehirn Erinnerungsfragmente an die Havarie eines unbekannten Flugobjektes trägt, an dessen Bord sie selbst sich befand. Das Objekt stürzte offenbar ab, da seine elektronischen Systeme von einer elektromagnetischen Pulswaffe gestört wurden.

Leah erinnerte sich an die Szenerie. Das Objekt ging mit heftigen Erschütterungen in einem einsamen Gelände nieder, an dem sich ein langer Sandstrand mit sehr weißem Sand befunden hatte. Weißer Sand und grünes, ruhiges Wasser. Und es gab Dünen.

Der UFO-Forscher Don Ware erklärte, er kenne eine Gegend, die den Schilderungen Haleys sehr ähnlich sehe, und zusammen mit Bob Reed, einem MUFON-Forscher, begaben sie sich im September 1992 dorthin, in die für UFO-Vorfälle berühmte Region von Gulf Breeze, Florida. Und genau in diesem Gelände befindet sich eine hochgeheime Luftwaffenbasis, die Eglin-Air-Force-Base. Dort werden in der Tat sensitive fortschrittliche Waffensysteme getestet, ähnlich wie auf Los Alamos.

Über »Eglin« sind nur wenige Informationen erhältlich. Man hält sich dort noch etwas bedeckter als auf anderen großen Militäreinrichtungen der USA.

Bei jenem ersten Ausflug gelang es den dreien, weit auf eigentlich bereits gesperrtes Gelände vorzudringen. Dort sahen und fotografierten sie eine Anlage, die tatsächlich eine elektromagnetische Pulswaffe sein könnte. Zu einem späteren Zeitpunkt, als Leah Haley und Marc Davenport wieder dorthin vordringen wollten, um bessere Fotos machen zu können, wurden sie streng des Geländes verwiesen. Zwei Wachleute kamen auf kleinen Geländefahrzeugen angefahren, und einer rief:

»Sie müssen sofort runter von diesem Basisgelände!«
Davenport erklärte arglos: »Wir würden gerne weiter nach Fort Walton Beach gehen, das ist ja jetzt ungefähr die Hälfte des Weges...«
»Nein, Sie verlassen das Gelände jetzt sofort auf dem Weg, auf dem Sie gekommen sind!«
»Können wir uns einen Moment ausruhen?«
»Nein, Sie verlassen jetzt sofort das Gelände!«
»Können wir nicht kurz etwas zu uns nehmen?«
»Nein, Sie verlassen jetzt sofort das Gelände!«
»Würden Sie uns fahren?«
»Nein, und wenn Sie noch ein Wort sagen, kommen Sie mit mir!«

Da schien wirklich nichts zu machen zu sein. Davenport lenkte ein, und es kam noch zu einem kurzen Gespräch, in dem sich der Mann als Angestellter eines privaten Vertragsnehmers ausgab, der Aufgaben zur Sicherung des Geländes erfüllte.

Allerdings war dieser »private Kontraktor« laut Davenport nicht die berühmte »Wackenhut«-Gruppe, die auch im Ruf steht, um Area 51 herum ihren Dienst zu versehen. »Wackenhuts« sind auch im Gegensatz zu jenen »Eglin-Wächtern« anonym, tragen also keinerlei Namensschilder.

Anders als bei der ersten Tour zur Eglin-Basis, über die Leah mit ihren Begleitern offen und am Telefon gesprochen hatte, sei die zweite Reise dorthin völlig geheim geplant worden, mittels Zeichensprache; ansonsten erfuhr niemand ein Sterbenswörtchen, so erklärt Davenport. Er geht daher davon aus, dass die Wachleute beim ersten Mal wussten, dass Leah unterwegs zur Eglin-Basis war, während ihnen das zweite Mal nicht bewusst war, wen sie vom Gelände vertrieben. Marc Davenport nimmt also an, man habe Leah absichtlich soweit in das Gelände vordringen lassen, weiter, als es normalerweise möglich ist.

Das ist ein Punkt, der nun etwas merkwürdig erscheint, denn schließlich ging es bei der »militärischen Auseinandersetzung« Leahs doch die ganze Zeit darum, ihr möglichst auszureden, etwas erlebt zu haben, es ging darum, ihr das Gehirn zu waschen und sie zum Schweigen zu bringen.

Und nun sollte ihr gar gewährt sein, geheime Anlagen einer Luftwaffenbasis zu sehen! Oder war es dasselbe Spiel wie im Fall der ihr angebotenen ominösen Spaceshuttle-Besichtigung? Wollte man einen Grund haben, sie aus dem Weg zu räumen, eben weil sie zu weit vordrang? Doch warum tat man es dann nicht?

Leah Haley und Marc Davenport können sich offenbar auf einige Dinge selbst keinen Reim machen; sie glauben, dass es wohl zwei Gruppen im Militär gibt: eine, die um jeden Preis verhindern will, dass Informationen zur UFO-Thematik nach außen dringen, und eine, die dies billigen, vielleicht sogar befürworten würde.

Leah Haleys Bericht scheint in der Tat unglaublich. Wieder haben wir nicht viel mehr als das persönliche, sowohl geschriebene als auch gesprochene Wort dafür, dass alles so geschehen ist, wie beschrieben. Doch die Eindringlichkeit der Darstellung verblüfft, vielleicht gerade, weil sie trotz allem nicht aufdringlich erscheint und, bei Betrachtung des gesamten Falles, über den hier nur ein kleiner Überblick gegeben werden konnte, erstaunlich viele Details enthält.

Lediglich einige Personen im engeren Kreis um Leah Haley bestätigen ihre Aussagen. Interessant wird es aber immer wieder dann, wenn UFO-Abduzierte über das Grundmuster hinaus noch über unbekannte Details zu berichten wissen, die sich logisch ins Gesamtbild fügen, und wenn solche Personen komplexe, facettenreiche und widerspruchsfreie Angaben machen können. Dadurch ergeben sich wichtige Ansätze, eine Geschichte nachzuprüfen - allein schon durch den Umstand, dass sich Zeugen, die über viele Einzelheiten berichten, logischerweise auch viel leichter und häufiger in Widersprüche verstricken können. Letzte Gewissheit ist natürlich eine andere Sache, und gerade, wenn UFO-Forscher ausschließlich auf Zeugenaussagen angewiesen sind, wird es schwierig, den wahren, »harten« Kern herauszuschälen.

Selbst, wenn wir einen Menschen sehr gut kennen, nie werden wir wirklich in ihn hineinsehen können, werden seine Beweggründe und Motivationen oft nicht nachvollziehen können.

Gerade im Bereich »UFO-Zeugen und -Informanten« gibt es eine nicht unerhebliche Zahl an absolut undurchsichtigen Persönlichkeiten. Denken wir einmal nur an lediglich drei wahllos aufgegriffene Beispiele wie Milton W. Cooper, John Lear oder Ed Walters. Nicht selten vermischen sich Fakten und Irreales, wie es auch bei diesen drei Personen der Fall zu sein scheint. Sicherlich sehen wir uns hier konfrontiert mit der Sandwich-Methode der Desinformation - die Wahrheit liegt wie eine Scheibe Schinken zwischen zwei schwammigen Semmelhälften einer beabsichtigten Irreführung.

Natürlich kann diese Taktik auch völlig ahnungslose, ursprünglich völlig aufrichtige UFO-Zeugen vereinnahmen, die durch zugespielte Informationshäppchen verwirrt und verunsichert werden sollen. Gut, wir kennen das. Für den Forscher freilich entsteht dadurch oft ein nahezu unentwirrbarer Knoten.

UFO-Entführungsopfer haben in der Gesellschaft ohnehin einen besonders schweren Stand, egal, wie real ihre Erfahrungen wirklich sind oder waren. Da fragt man sich schon, ob es einem Betrüger wert wäre, alles aufs Spiel zu setzen, um sich mit einer interessanten Geschichte ins Rampenlicht zu rücken. Manche mögen nichts zu verlieren haben und das Risiko eingehen, andere jedoch haben gar ihre Freunde, ihren Partner, Job und die Gesundheit eingebüßt. Ein zu hoher Preis für eine gerade einmal nur frei erdachte UFO-Geschichte!

Leah Haley hat ihre Erlebnisse über Jahre hinweg zigmal haarklein geschildert. Auch sie kann nicht beweisen, dass sie von Außerirdischen und darüber hinaus vom Militär entführt wurde, doch müsste sie eine blühende Phantasie besitzen, gepaart mit einem brillanten Gedächtnis und hervorragendem schauspielerischem Talent, um eine reine Erfindung glaubhaft zu machen. Zwar wäre diese Kombination nicht undenkbar, keineswegs, aber sie wirkt unwahrscheinlich.

Leah Haley gibt sich völlig offen, was ihre eigene Person angeht. Auf Vorträgen betont sie, jeder, der es wünsche, könne alle persönlichen Dokumente sehen, ihr Leben sei ein offenes Buch. Was sie sagt, ist widerspruchsfrei.

Wir können zur Zeit nichts tun, als im Zweifelsfalle für den »Angeklagten« beziehungsweise die »Angeklagte« zu sein, um bei einem potentiellen Opfer durch vorschnelle Urteile nicht noch mehr Schaden anzurichten. Dieses Verfahren ist gut, solange wir uns noch den kritischen Blick für das freilich unerfreuliche Szenario einer rein erfundenen Geschichte bewahren, auch wenn dies im noch offenen »Fall Haley« schwer zu glauben ist.

Leah Haley weiß ihre ungewöhnliche Situation gut einzuschätzen. Auch ihr hat man vorgeworfen, sie sei nur daran interessiert, berühmt zu werden und mit ihrer »Story« möglichst viel Geld zu verdienen.

Die Realität sieht aber, wie gesagt, oft ganz anders aus. Auch Leah Haley hat ihren Job verloren, sie wurde bedroht und bekam gleichfalls Probleme mit der eigenen Familie. »Ich habe mir gewünscht, verrückt zu sein«, sagt sie, »aber nur nicht, dass das alles wirklich wahr sein könnte. Denn wenn ich verrückt wäre, dann könnte man mir vielleicht noch helfen!«

Andreas von Rétyi, Jahrgang 1963, ist Autor zahlreicher naturwissenschaftlicher und UFO-Bücher. Seit 1996 ist er als Fachredakteur für den UFO-KURIER tätig. In dieser Funktion veröffentlichte er bereits viele Reportagen und Beiträge. Im März erscheint sein neues Buch »Die UFO-
»UFOs: Was tun?« - Eine ernste Frage, auch für die US-amerikanische RAND-Corporation, die allerdings wohl einiges mehr über manche Hintergründe weiß, als sie zugibt. Wenn auch vielleicht nicht direkt über UFOs, so verfügt dieser Konzern über gediegene Kenntnisse zum Thema Untergrundanlagen, an deren Errichtung er selbst oft entscheidend mitgewirkt hat.
Bei hochgeheimen Projekten weiß oft die linke Hand nicht, was die rechte tut, und so kann davon ausgegangen werden, dass RAND nicht selten völlig im Unklaren blieb über zahlreiche Aufgaben, die an die von ihnen errichteten Untergrundbasen gestellt wurden und immer noch werden. Es scheint nur logisch, dass solche Anlagen für die geheimsten aller Geheimprojekte konzipiert wurden.

Zuverlässigen Aussagen zufolge rangiert die UFO-Problematik noch über dem Klassifikationsgrad der Wasserstoffbombe. So werden die meisten Projekte mit Sicherheit unter Bedingungen durchgeführt, die - so gut es nur eben geht - vor den Augen der Welt verborgen gehalten sind.

Wenn UFO-Entführte wie Leah Haley anschließend auch noch von speziellen Einheiten des Militärs entführt werden, so verbringt man sie gewiss ins Innere hochgeheimer Orte, in Anlagen, wie sie unter anderem auch von RAND konstruiert wurden.


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